Viruserkrankungen

„Kinder müssen mit Keimen in Kontakt kommen“ - Gespräch mit Dr. Franziska Schaaff

Von Katharina Lehmann · 2022

Nach zweieinhalb Jahren mit Maske, Abstand und Kontaktbeschränkungen sind gerade kleine Kinder anfällig für Viruserkrankungen, weiß Kinderärztin Dr. Franziska Schaaff. Der kommende Winter könnte eine neue Viruswelle bringen.

Bild von Kinderärztin Dr. Franziska Schaaff.
Kinderärztin Dr. Franziska Schaaff.

Warum blicken Kinderärzte besorgt auf die anstehende Erkältungssaison?

Weil viele Kinder derzeit anfälliger sind für Viruserkrankungen wie Grippe oder RSV und auch häufiger mit längeren und schwereren Verläufen zu kämpfen haben. Das liegt vor allem daran, dass sie in den vergangenen zweieinhalb Jahren einer beinahe künstlichen Situation mit Masken und Abstand, aber ohne Kontakt zu anderen Kindern ausgesetzt waren. Dadurch fehlt dem Immunsystem das Training durch regelmäßigen Erregerkontakt.

Also waren Maskenpflicht und Schulschließungen die falschen Maßnahmen?

In der beginnenden Pandemie waren diese Maßnahmen sicher angebracht, um Kinder, deren Familien und Ältere vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus zu schützen. Doch die Kindergarten- und Schulschließungen wurden zu oft und zu lang verhängt. Das darf kein Dauerzustand werden. Kinder müssen mit Keimen und Krankheitserregern in Kontakt kommen – auch, damit sich ihr Immunsystem anpassen kann. Sonst drohen immer wieder heftige Erkrankungswellen.

Viruserkrankungen: Wie im vergangenen Winter?

Genau. Damals war neben Corona auch die RSV-Welle stärker ausgeprägt; es sind mehr Kinder schwer erkrankt. Und während eine Coronaerkrankung gerade bei Kindern oftmals sehr mild verläuft, kann das RS-Virus bei Säuglingen schwere Entzündungen der kleinen Atemwege hervorrufen. Auch das Influenzavirus führt bei der Erstinfektion bei kleinen Kindern oft zu schwerwiegenden Erkrankungen.

Wie können Eltern ihre Kinder schützen?

Indem sie auf gesunde Ernährung achten und nicht rauchen. Regelmäßiges Händewaschen hilft immer. Übertriebene Hygiene und das Desinfizieren der gesamten Wohnung schaden aber eher. Schulen und Kitas sollten, wenn es irgendwie geht, offen bleiben, denn Kinder brauchen den Kontakt zu anderen Kindern, sowohl für ihre psychosoziale Entwicklung als auch für ein starkes Immunsystem. Und natürlich schützen Impfungen.

Wer kann wogegen geimpft werden?

Die Coronaimpfung wird für Erwachsene und Kinder ab fünf Jahren empfohlen. Sind die geimpft, schützen sie auch kleinere Kinder in der Familie. Und auch Schwangere sollten sich impfen lassen, da eine Coronainfektion in der Schwangerschaft sehr schwer verlaufen und zu Früh- oder Totgeburt führen kann. Wichtig für Schwangere ist auch eine Grippeschutzimpfung. Neben dem eigenen Schutz geben sie ihren Babys für die ersten Lebensmonate eine Leihimmunität mit. Ab dem sechsten Monat können Säuglinge gegen Grippe geimpft werden – genauso wie ältere Geschwister und Eltern. Gegen RSV gibt es eine passive Impfung für Risikopatienten mit Lungen- und Herzerkrankungen. Diese Impfung muss während der RSV-Saison jeden Monat gegeben werden. 

Schon gewusst?

Das sind die häufigsten Winterviren:

Influenza: Die echte Grippe ist eine akute Erkrankung der Atemwege. Neben Symptomen wie Fieber, Halsschmerzen, Husten, Kopf- und Gliederschmerzen kann es bei schweren Verläufen zu einer Lungenentzündung kommen. Manche Kinder entwickeln zudem eine Mittelohrentzündung. Auch das Gehirn kann mit betroffen sein. 

RSV: Das Respiratorische Synzytial-Virus ist bei Säuglingen und Kleinkindern der häufigste Auslöser akuter Infektionen der unteren Atemwege. Während ältere Kinder und Erwachsene meist nur leichte Erkältungssymptome zeigen, entwickeln Kleinkinder oft eine schwere Bronchitis oder Lungenentzündung. Besonders gefährdet sind Frühgeborene, Kinder mit chronischen Lungener-krankungen oder angeborenen Herzfehlern, aber auch gesunde Säuglinge können schwer erkranken. 

Corona: Eine Covid-19-Erkrankung verläuft bei den meisten Kindern mild. Typische Symptome, so sie denn überhaupt auftreten, sind Fieber, Schnupfen und Husten und häufig Magen-Darm-Probleme. Folgeerkrankungen wie Long und Post Covid und PIMS sind zum Glück selten, kommen aber durchaus vor.

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