Skoliose bei Kindern

Die vielen Gesichter eines krummen Rückens

Von Nadine Effert · 2020

Sie entwickelt sich fast nur in Zeiten starken Wachstums und führt zu einer Deformität der Wirbelsäule (WS) mit seitlicher Verdrehung: die Skoliose. In leichter Ausprägung macht sie meist keine Probleme und fällt im Alltag kaum auf. Doch unbehandelt verschlimmert sie sich, weshalb das rechtzeitige Entdecken und Behandeln wichtig ist.

Therapeutin untersucht die Wirbelsäulenstellung bei einem kleinen Jungen.
Foto: iStock/KatarzynaBialasiewicz

Schiefe Haltung gleich krummer Rücken? So einfach geht die Rechnung nicht auf, denn Fakt ist: Eine Skoliose hat nichts mit einer „schlechten Haltung“ des Kindes zu tun. Weder Kind noch Eltern können also etwas für die Entwicklung eines verbogenen Rückgrates oder können ihr vorbeugen. In fast 80 bis 90 Prozent der einzelnen Fälle ist die Ursache bei Jugendlichen unbekannt. Man spricht in der Medizin daher auch von einer idiopathischen Skoliose. Seltener sind zum Beispiel angeborene (kongenitale) Fehlbildungen, Muskel- oder Nervenerkrankungen oder Unfälle die Ursache. 

Skoliose bei Kindern: Mädchen häufiger betroffen

Man nimmt an, dass etwa drei bis fünf Prozent der Bevölkerung an der angeborenen oder im Laufe des Lebens erworbenen Krümmung der WS mit Krankheitswert leidet. Die Neigung zu Skoliose wird offenbar vererbt, denn die Erkrankung tritt familiär gehäuft auf. Schätzungsweise zwei Prozent aller Jugendlichen zwischen zehn und 16 Jahren sind von einer Skoliose betroffen – Mädchen viermal häufiger als Jungs. Die gute Nachricht: Das Gros, etwa 75 Prozent, hat eine nur leichte Verkrümmung der WS. Man spricht hier vom sogenannten Cobb-Winkel zwischen zehn und 20 Grad. Er wird durch ein Röntgenbild ermittelt. Je höher der Winkel desto stärker ausgeprägt ist die Skoliose. Mädchen haben häufiger eine ausgeprägte Form.

Nur äußerlich erkennbar

Bestimmte Beschwerden, welche auf die Erkrankung hinweisen könnten, gibt es nicht. Abgesehen von etwaigen Rückenschmerzen, die aber auch eine andere Ursache haben können. Daher erfolgt die Diagnose meistens erst, wenn die sichtbaren Veränderungen deutlich werden: Rücken, Schulter, Brust und Hüfte können unsymmetrisch sein oder schief stehen. In der Regel wird eine Skoliose zwischen dem zehnten und zwölften Lebensjahr festgestellt. Ob eine WS sich weiter verkrümmt, lässt sich nicht vorhersagen. Bis das Knochenwachstum abgeschlossen ist, kann es im Verlauf zu stärkeren Deformierungen kommen, die eine stärkere Abnutzung von Wirbeln und Bandscheiben wahrscheinlich macht. Die Quittung folgt im Erwachsenenalter in Form von Rückenschmerzen. Bei schweren Formen können die Rippen auf Herz und Lunge drücken. 

Verschiedene Behandlungsoptionen

Damit es erst gar nicht so weit kommt, sollte die Skoliose beim Kind adäquat behandelt werden: Neben spezieller Physiotherapie kann auch eine Korsett-Behandlung oder eine OP infrage kommen. Welche Therapie sich eignet, hängt außer vom Grad der Krümmung und der Skelettreife auch von den eigenen Wünschen und Vorstellungen ab. Die Behandlung ist anspruchsvoll, daher ist es ratsam, diese von auf diesem Gebiet sehr erfahrenen Ärzten durchführen zu lassen. Fest steht: Eine Skoliose bringt einige Herausforderungen mit sich – für Kind und Eltern. Dabei darf nicht vergessen werden, dass es sich um eine gut behandelbare Erkrankung handelt und die Therapie ein absehbares Ende hat. Der Austausch mit gleichaltrigen Betroffenen, zum Beispiel über eine Skoliose-Selbsthilfegruppe vor Ort, kann beim Leben mit Skoliose sehr hilfreich sein.

Schnelltest: Ist Ihr Kind gefährdet?

Es gibt einen einfachen Test, der ohne jeden technischen Aufwand von allen Eltern zur Früherkennung einer Skoliose vorgenommen werden kann. Folgendes ist dabei zu tun: 

• Ihr Kind beugt mit locker hängenden Armen und durchgestreckten Beinen den nackten Oberkörper nach vorn. 

• Betrachten Sie von der Gesäß- oder Kopfseite aus den Rücken Ihres Kindes und achten darauf, ob der Rücken beiderseits der Wirbelsäule gleich hoch ist. 

• Wenn sich eine Rückenhälfte nach hinten vorwölbt (beginnender Rippenbuckel) – wobei die andere meist besonders flach erscheint (Rippental) – besteht der Verdacht auf eine Verdrehung der Wirbelsäule und damit auf eine Skoliose. In diesem Fall sollte das Kind unverzüglich dem Kinder- und Jugendarzt vorgestellt werden.

Quelle: DSN Deutsches Skoliose Netzwerk, 2020

Gut informiert und unterstützt

Der Bundesverband Skoliose-Selbsthilfe e. V. stellt auf seiner Webseite alle wichtigen Informationen zu Skoliose, eine Übersicht über regionale Selbsthilfegruppen und eine spezielle Jugendseite zur Verfügung.
www.bundesverband-skoliose.de

Auf dem Online-Portal des Deutschen Skoliose Netzwerkes (DSN) kann nach Therapeuten, die auf Skoliose spezialisiert sind, sowie Skoliose-OP- und Reha-Kliniken gesucht werden. 
www.deutsches-skoliose-netzwerk.de

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