Was ist Autismus?

Das Gehirn auf Abwegen

Von Tobias Lemser · 2020

Viele Eltern fühlen sich bei der Diagnose Autismus verunsichert und überfordert – zu komplex die Erkrankung und angesichts der verschiedenen Unterformen nicht immer leicht einzuordnen. Doch welche Symptome sprechen überhaupt für die tiefgreifende Entwicklungsstörung und wie kann es dazu kommen?

Bunte Puzzle-Stücke hintereinander aufgereiht
Foto: iStock/belchonock

Dass sich Leon in bestimmten Situationen anders verhält als die anderen Kindergartenkinder wurde schnell deutlich. Der Vierjährige vermeidet häufig Blick- und Körperkontakt, spielt nicht mit den Gleichaltrigen und wiederholt immer wieder bestimmte Bewegungen. Nach einer eingehenden Untersuchung beim Kinderarzt und -psychiater steht schließlich die Diagnose fest: Autismus. Nicht immer sind die Anzeichen dafür jedoch so klar. Denn häufig gibt es kein einheitliches Symptombild – zu unterschiedlich die Beschwerden, die in ihrer Ausprägung variieren können. Was die meisten Autisten jedoch eint: Sie haben zumeist eine beeinträchtigte soziale Interaktion sowie Kommunikation und Sprache. Auch zeigen sich oftmals stereotype Verhaltensweisen und Interessen.

Was ist Autismus – Definition und Häufigkeit

Doch was ist eine autistische Störung überhaupt genau? Fest steht: Autismus ist eine komplexe Entwicklungsstörung des Gehirns, die neuronale und psychische Veränderungen in der Gehirnentwicklung umfasst. Generell werden die Unterformen frühkindlicher Autismus, Asperger-Syndrom und atypischer Autismus unterschieden. Da diese Formen jedoch nicht trennscharf zu unterscheiden sind, ist in der Regel von einer Autismus-Spektrum-Störung die Rede. Nach Angaben des Bundesverbandes Autismus Deutschland e. V. leiden von 1.000 Kindern etwa sechs bis sieben darunter.

Keine erhöhte Gefahr durch Impfungen

Experten gehen davon aus, dass bei Autisten vor allem Hirnschädigungen und Hirnfunktionsstörungen eine übergeordnete Rolle spielen. Entsprechende Hinweise haben Wissenschaftler bei rund 60 Prozent der autistischen Kinder finden können. Aber auch genetische Faktoren scheinen eine besondere Rolle zu spielen. Vergleichsweise häufig Auslöser sind zudem Geburtskomplikationen, wie etwa Sauerstoffmangel. Widerlegt ist dagegen die Hypothese, Schutzimpfungen gegen Masern, Röteln oder Mumps könnten mit einem erhöhten Risiko für Autismus einhergehen. Zu dieser Erkenntnis kam jüngst ein internationales Forscherteam um den italienischen Epidemiologen Dr. Di Pietrantoni. Die Überprüfung der Ergebnisse aus zwei Studien mit knapp 1,2 Millionen Teilnehmern zeigte keinen Unterschied der Autismus-Diagnosen bei geimpften und ungeimpften Kindern.

Verschiedene Therapieansätze 

Auch wenn Autismus bislang unheilbar ist und die Störungen Betroffene lebenslang in ihrem Sozialleben beeinflussen, gibt es inzwischen verschiedene Therapien, die helfen, ihre Entwicklung zu fördern und eingefahrene Verhaltensweisen abzubauen – sei es in Form von Ergotherapie, Sprachtraining oder neuerdings sogar mit Psychobiotika. Das sind lebende Bakterien, die einen positiven Einfluss auf die Psyche haben. Damit diese Behandlungen jedoch Wirkung zeigen, ist es wichtig, so wie bei Leons Eltern, frühzeitig die Problematik zu erkennen und Experten aufzusuchen – der entscheidende Schritt, um betroffenen Kindern ihren Weg durch Leben zu erleichtern.

Quellen:
Bundesverband autismus Deutschland e.V.: Elternratgeber
www.autismushamburg.de
www.autismus.de

Wussten Sie schon, dass …

... Jungen viermal häufiger als Mädchen an einer autistischen Störung leiden? 

... das Geschlechtshormon Testosteron, das vor und nach der Geburt bestimmte Risiko-Gene im Gehirn aktiviert, hierfür verantwortlich sein könnte? 

... 62 Prozent der Patienten mit Autismus-Spektrum-Störungen gastrointestinale Probleme haben, was auf ein Ungleichgewicht der Darmflora hinweist? 

... Betroffene Kinder ein übermäßig fokussiertes Interesse an bewegten Objekten zeigen?

... Autisten deutliche Defizite in der Sprachentwicklung haben?

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