Die frühen Jahre

Zum Wohl unserer Kinder

Von Alexandra Grossmann · 2016

Wenn ein Baby auf die Welt kommt, tun sich unzählige Fragen auf. Junge Familien müssen heute vieles bedenken und beachten, damit ihre Kinder gesund sind und bleiben. Es gilt, auf die richtige Ernährung zu achten und für ausreichend Bewegung zu sorgen, Krankheiten sollen vermieden, oder, wenn sie da sind, richtig behandelt werden. Ein Leitfaden.

 Eine glückliche Familie beim Strandspaziergang im Sonnenuntergang

In Deutschland werden wieder mehr Kinder geboren: Mit rund mehr als 700.000 Geburten im Jahr 2014 waren es 33.000 mehr als im Vorjahr. Grund ist die große Zahl von Frauen im Alter zwischen 26 und 35 Jahren, aber auch die wirtschaftliche Stabilität und der relativ positive Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt. Viele junge Familien entscheiden sich für ein eigenes Kind.
Dabei sind die Herausforderungen, vor denen Eltern heute stehen, teils andere geworden. Die Rollenbilder von Mann und Frau haben sich verschoben, es ist komplizierter geworden, ein für alle zufriedenstellendes Familienleben zu organisieren. Zeit für die Kinder, gemeinsame Zeit und die Arbeitszeit müssen auf einander abgestimmt werden. Zugleich sind viele Eltern verunsichert. Es gilt, die richtige Ausstattung auszusuchen und Fragen nach der richtigen Ernährung, ausreichender Bewegung und gesunder Lebensweise tauchen auf. Die Angst vor klassischen Kinderkrankheiten ist der Sorge um Allergien, Neurodermitis oder Behinderungen gewichen.

Die ersten Weichen nach der Geburt

Veränderte oder geschädigte DNA der Eltern können zu Behinderungen führen, kommen aber mit vier Prozent recht selten vor. Am meisten gefürchtet ist das Down-Syndrom, das aber keine klassischen Erbkrankheit ist, sondern eine Chromosomen-Anomalie, mit der weltweit jedes Jahr etwa 200.000 Kinder geboren werden. Zum Glück ist die Pränataldiagnostik heute so weit entwickelt, dass genetisch bedingte Erkrankungen frühzeitig erkannt werden können. Die meisten Ursachen für Behinderungen sind jedoch nicht erblich bedingt, sondern werden verursacht durch Krankheiten oder dem Missbrauch verschiedener Drogen seitens der Mutter.
Gesunden Neugeborenen werden die ersten Weichen im Leben schon gleich nach der Geburt gestellt: Dass Muttermilch für ein gesundes Wachstum optimal ist, gilt als erwiesen. Sie stärkt die Mutter-Kind-Bindung und damit das für die Psyche unerlässliche Grundvertrauen. Zudem kräftigt sie das Immunsystem und schützt vor Krankheiten. Ein Allheilmittel ist sie jedoch nicht, denn auch Kinder, die in den ersten sechs Lebensmonaten ausschließlich Muttermilch bekamen, können später Allergien oder Neurodermitis entwickeln.

Studie mit 350 000 Probanden

Allergien sind auf dem Vormarsch, auch bei Kindern. Sie kommen plötzlich, ohne Vorwarnung. Das Immunsystem verwechselt harmlose Stoffe mit Krankheitserregern und bekämpft sie. Plötzlich sind Pollen, Hausstaub, Tierhaare oder Duftstoffe Allergene, die allergische Reaktionen auslösen. Ist es nicht möglich, diesen auszuweichen, verschreiben Hautärzte Antihistaminika. Wenn die Symptome sehr stark ausgeprägt sind, empfehlen Mediziner eine Hyposensibilisierung, die es heute auch als Kurzzeittherapie gibt. Dabei werden Patienten nach und nach an das Allergen gewöhnt, so dass die Gegenreaktion des Körpers abnimmt. Eine weitere, manchmal für Kinder gute Lösung ist die Sublinguale Immuntherapie (SLIT). Anstelle von Injektionen werden hier Tabletten eingesetzt; die Therapie erfordert allerdings Regelmäßigkeit und Geduld.
An Neurodermitis erkrankt mittlerweile etwa jedes fünfte Kind. Säuglinge, deren Haut noch besonders empfindlich und schutzlos ist, sind häufig an Kopf und Gesicht betroffen, bei älteren Kindern zeigt sich die allergische Dermatose an Hals und Händen sowie an den Gelenkbeugen von Armen und Beinen. Warum und wie genau Neurodermitis auftritt, ist nicht bekannt. Eine neue, weltweit mit 350.000 Probanden durchgeführte Studie konnte aber erstmals einen Abschnitt der DNA identifizieren, der das Risiko einer Erkrankung erhöht. Eine erbliche Veranlagung gilt damit als 
sicher.

Vom Säugling bis zum Teenager

Unsicher sind sich Forscher über die Entstehung der psychischen Krankheit ADHS. Dabei handelt es sich um eine Funktionsstörung von Botenstoffen im Gehirn – betroffene Kinder zeigen bei der sogenannten Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung eben genau dieses Verhalten, gepaart mit einer erhöhten Impulsivität.
Eine Schlüsselrolle für ein gesundes Leben spielt die Ernährung. Sie liefert den Treibstoff für alles, was Kinder für ihr Wachstum benötigen. Allerdings verändern sich die Bedürfnisse vom Säugling bis zum Teenager erheblich: Ab einem halben Jahr beginnt der Übergang von flüssiger zu fester Nahrung. Ab dem ersten Lebensjahr nimmt das Kind an den Familienessen teil. Getreide- und Milchprodukte, Obst und Gemüse sowie ausreichend gesunde Getränke sollten im Vordergrund stehen. Sobald die Schulzeit beginnt, ist ein gemeinsames Frühstück wichtig für die Konzentration.

Die Epidemie namens Fettleibigkeit

 Verschiedene Untersuchungen haben gezeigt, dass die Wahrnehmung von Schülern eingeschränkt ist, wenn sie nicht gefrühstückt haben. Sie machen nachweislich mehr Fehler und prägen sich den Unterrichtsstoff schlechter ein.
Auf dem Weg zu einer gesunden Ernährung gelten Eltern als die besten Vorbilder für ihre Kinder. Wer zuhause früh lernt, gesund zu essen, führt dies meist auch später fort. Fettleibigkeit ist eines der größten Gesundheitsrisiken. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bezeichnet sie sogar als Epidemie – allein in Europa hat sich die Zahl der Übergewichtigen in den vergangenen 20 Jahren verdreifacht. In Deutschland leben nach jüngsten Erhebungen fast zwei Millionen übergewichtige und 800 000 fettleibige Kinder. Grund zur Vorsicht, denn Dicksein kann später unter anderem zu Schlaganfall, Herzinfarkt, Diabetes oder Erkrankungen an Muskeln und Gelenken führen.
Vor allem in der Pubertät, wenn Teenager öfter zu Fastfood greifen, sollten Eltern aufmerksam sein. Denn in der Adoleszenz wächst der Körper noch einmal besonders schnell und verändert sich stark. In dieser turbu­lenten Zeit brauchen Jugendliche viel Energie und vermehrt Vitamine wie Calzium, Eisen und Phosphat. Teenager sind Opfer ihres sich verändernden Hormonhaushalts, es wachsen Haare, es sprießen Pickel, die Libido erwacht. Auch das Gehirn erfährt in dieser Zeit Umbauprozesse, die jedoch nicht reibungslos verlaufen. Sie führen zu einem neurologischen Chaos, den alle Beteiligten zu spüren bekommen.

Feinmotorik und Sprachfähigkeit

Um gesund und kräftig aufzuwachsen, braucht der Nachwuchs vor allem ein starkes Immunsystem. Dem hilft frische Luft: Heizungen entziehen ihr Feuchtigkeit, was die Schleimhäute für Viren und Bakterien anfällig macht. Bewegung an frischer Luft kräftigt das Immunsystem enorm. Kinder, die häufig und lange draußen spielen, werden seltener krank. Ohnehin kann Sport nicht häufig genug empfohlen werden. Er fördert die neuronale Vernetzung im Gehirn, so dass sich Feinmotorik und Sprachfähigkeit besser entwickeln. Wer sich sich im Raum bewegt, kommt auch im Zahlenraum zurecht und kann gut rechnen. Konzentrationsfähigkeit und Aufnahmefähigkeit nehmen zu, Leistungs- und Lernfähigkeit steigen. Auch für die Gesundheit bewirkt Bewegung viel: Sie verbessert Atmung und Ausdauer, stärkt Knochen und Muskulatur, trainiert Herz und Kreislauf. Bewegung fördert außerdem das Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten, baut Stress und Ängste ab und sorgt für gute Laune.
Schließlich sollten gesunde Kinder auch glückliche Kinder sein: Sie brauchen eigene Erfahrungen, Freude und Zuversicht – und nicht zuletzt ein liebevolles, sicheres Umfeld, in dem sie zu die Chance haben, zu lebensklugen und glücksfähigen Erwachsenen heranwachsen zu können.

Quelle: Robert-Koch-Institut, 2015
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