Neurodermitis bei Babys

Weit verbreitet, Ursachen unbekannt

Von Alexandra Grossmann · 2016

 Ein Mädchen schaut im Konfettischauer auf. Um Neurodermitis sorgt es sich nicht.

Sie ist eine verbreitete Immunerkrankung. Wie und warum genau sie entsteht, haben Forscher bisher nicht herausgefunden. Vor allem Säuglinge und Babys erkranken an allergischer Dermatose. Die gute Nachricht: häufig verbessert sich die Krankheit im Kleinkindalter oder später. Nur jeder zehnte Erwachsene leidet unter den juckenden Entzündungen der Haut.

Schon als Säugling fing es an: Im Alter von vier Monaten bemerkte Mona Niemanz rote flächige und leicht erhabene Stellen am Hals ihrer Tochter Lina. „Es war ein typischer Anfang von Neurodermitis“, sagt sie heute. „Der Kinderarzt erklärte mir damals, dass die Krankheit häufig kurz nach der Geburt auftritt, dass sie sehr unterschiedlich verlaufen kann und dass wir nun beobachten müssten, wie sie sich weiter entwickelt, um entsprechend zu reagieren.“ Niemanz, die keine Erfahrungen mit Neurodermitis hatte, erfuhr, dass sie eine der häufigsten chronischen Erkrankungen weltweit ist. Etwa zwei von zehn Kindern und jeder zehnte Erwachsene leiden in Deutschland unter stark juckenden Ekzemen, die meist schubweise auftreten. Besonders Säuglinge sind von der auch atopische Dermatitis genannten Krankheit betroffen, hier zeigt sie sich meist im Gesicht und am Kopf.

Verbesserung im Kleinkindalter

Ein Schub kann sich auf die gesamte Haut ausdehnen und wegen des starken Juckreizes sehr quälend sein für Kinder. Je jünger sie sind, desto weniger können sie sich beherrschen, sie kratzen an den Stellen, vor allem im Schlaf. So schädigen sie die Haut weiter, eindringende Bakterien und Viren führen zu weiteren Entzündungen. Im Kleinkindalter verbessert sich der Zustand der Haut häufig. Die erkrankten Stellen zeigen sich jetzt meist in den Gelenkbeugen von Armen und Beinen, am Hals und an den Händen. Wenn die Neurodermitis abklingt, haben betroffene Kinder aber ein erhöhtes Risiko, auch an anderen allergischen Krankheiten wie Heuschnupfen oder Asthma zu erkranken. Gleiches gilt für Erwachsene. Neurodermitiker haben trockene, empfindliche Haut, deren Schutzfunktion gegen äußere Einflüsse gemindert ist. Auslöser für Schübe gehen von Pollen, Tierhaaren und Lebensmitteln über psychische Belastungen bis hin zu trockener Luft. Säuglinge sind auch deshalb oft betroffen, weil ihre Haut noch nicht alle Fette und Feuchthaltefaktoren entwickelt hat.

Weltweit größte genetische Studie

Warum und wie Neurodermitis entsteht, ist noch nicht vollständig erforscht. Als sicher gilt, dass Hautbarriere und Immunsystem gestört sind. Im Oktober 2015 erschien die bisher weltweit größte genetische Studie zu Neurodermitis. Aus den Daten von rund 350.000 internationalen Teilnehmern gelang es, mehrere DNA-Abschnitte und zehn neue Genregionen zu identifizieren, die das Risiko für Neurodermitis erhöhen. Damit gilt eine genetische Veranlagung als sicher. Die Forscher wollen nun herausfinden, welche molekularen Mechanismen für das Risiko für Neurodermitis verantwortlich sind, um sie besser heilen zu können. Lina Niemanz hatte Glück. Ihre Mutter identifizierte relativ bald weißen Zucker als Allergen und konnte so die Schübe in Schach halten. Heute, als Studentin von 22 Jahren, bilden sich nur noch selten rote Entzündungen auf ihrer Haut. Allerdings hat sie jetzt Heuschnupfen, wie so viele andere auch.

 Grafik: Lebenszeit-Prävalenz bei Neurodermitis
Quelle: Robert-Koch-Institut, 2014
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