Allergien

Ab auf den Bauernhof!

Von Nadine Effert · 2017

 Zwei Mädchen mit einer Frau im Stall beim Besuch auf dem Bauernhof.
Kinder, die auf dem Bauernhof aufwachsen, bleiben häufiger von Allergien verschont.

Ob Heuschnupfen, Neurodermitis oder Nahrungsmittelunverträglichkeit – auch Kinder sind von Allergien betroffen. Und das immer häufiger. Welche Rolle dabei der Geburtskanal spielt und warum der Kampf vieler Eltern, ihre Kinder vor möglichen Allergieauslösern zu schützen, laut neuesten Erkenntnissen sich nicht auszahlt.

Geschwollene Augen, Niesattacken, juckende Haut: Die typischen Symptome, die mit einer Allergie Hand in Hand gehen, sind vor allem eines: eine Belastung. Und zwar auch für die Eltern von kleinen Allergikern. Ihre Gedanken drehen sich ständig um das Thema. Sei es beim Einkaufen, wenn es darum geht, Lebensmittel ohne Bestandteile von Nüssen zu finden. Oder im Garten, wo eine Biene sich dem Kind nähern könnte. Fakt ist, dass auch Kinder immer häufiger die Diagnose Allergie erhalten: Bereits bei der Einschulung leiden rund 30 Prozent der Kinder unter einem Heuschnupfen, bis zu 15 Prozent haben zu diesem Zeitpunkt eine Neurodermitis. Noch bedenklicher als diese Zahlen ist die Tatsache, dass 40 Prozent der jungen Allergiker bei fehlender oder mangelnder ärztlicher Betreuung in späteren Lebensjahren ein Asthma entwickeln. 

Eine Allergie hat oft genetische Ursachen – aber nicht nur

Ursache genetische Faktoren: Haben beide Elternteile Allergien, liegt das Allergierisiko der Kinder bei über 30 Prozent; ist nur die Mutter oder der Vater betroffen, liegt es immerhin noch bei 20 Prozent. Jedoch gilt: Nicht jede genetische Vorbelastung führt zwangsläufig zur Ausbildung einer Allergie. Umgekehrt entwickeln etwa 15 Prozent aller Kinder, die nicht genetisch vorbelastet sind, trotzdem Allergien. Der Grund: Auch der moderne Lebensstil spielt eine Rolle, also etwa die Ernährung oder der Umgang mit der Hygiene. Studien brachten zutage, dass Kaiserschnitt-Babys ein erhöhtes Allergie-Risiko aufweisen. Laut Forschern des Henry Ford Department of Health Sciences finden sich im Blut von zweijährigen Kaiserschnitt-Babys rund fünfmal häufiger Antikörper-Reaktionen auf Hausstaub oder Tierhaare als bei Kindern, die auf natürlichem Wege geboren wurden. „Wir denken, dass der Kontakt des Babys mit Bakterien im Geburtskanal das Immunsystem entscheidend beeinflusst“, so die Forscherin Christine Cole Johnson.

Allergieprävention neu gedacht

Ein erhöhtes Risiko trifft auch auf Kinder zu, deren Immunsystem in den ersten Lebensmonaten zu sehr geschont wird. Experten der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAKI) und der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) haben inzwischen viele Verbote als unsinnig erklärt und sich auf neue Leitlinien zur Allergieprävention geeinigt. Beispiele: In der Schwangerschaft und Stillzeit gibt es keine Beschränkungen von Nahrungsmitteln – selbst Fisch ist erlaubt. Nach vier Monaten Stillzeit darf auch das Baby essen, was ihm bekommt und gerne mit dem Familienhund auf Tuchfühlung gehen. Kurz: Experten halten das Konzept, Allergene möglichst zu vermeiden, für überholt. Der Beweis: Kinder, die zwischen Tieren, Bäumen, Gräsern, Insekten und Parasiten aufwachsen, leiden seltener unter Allergien.

Allergieschutz Kuhstall

„Man wusste immer, dass der Schutz vor Allergien mit dem Stallaufenthalt zu tun hat, aber man wusste nicht, warum“, sagte Erika von Mutius, Leiterin der Asthma- und Allergieambulanz am Dr. von Haunerschen Kinderspital in München, der Deutschen Presse-Agentur. Sie gehört zum internationalen Forscherteam, das 2015 entdeckt hat, dass Bestandteile von Bakterien, sogenannte Endotoxine, das sich in der Schleimhaut der Atemweg befindliche Enzym A20 aktivieren. „A20 ist ein ganz neu entdecktes Enzym, das offenbar eine unterdrückende Funktion hat. Die Untersuchungen haben gezeigt, dass diese ganze Entzündungskaskade, die zu allergischem Asthma führt, nicht mehr abrollen kann, wenn A20 aktiviert ist.“ Besagte Endotoxine befinden sich im Stallstaub. Und auch bestimmte bei Kühen vorkommende Mikroben haben den Ruf, allergiemindernd zu sein. Nun wollen die Forscher herausfinden, auf welche Weise das Enzym A20 sonst noch aktiviert werden kann. Bis dahin gilt für Stadteltern: Öfters mit Kind und Kegel ab auf den Bauernhof!

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